Freiwilligenarbeit

Arbeitshilfe

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Freiwilligenarbeit und Ehrenamt

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,


über viele Jahre hat die LaS NRW Erfahrungen in der gemeinsamen Arbeit mit Seniorenbüros und insbesondere mit ehrenamtlich tätigen Menschen gewonnen. Diese Erfahrungen möchten wir nun an Sie weitergeben.


Wir freuen uns, dass Sie sich entschieden haben, die Arbeitshilfen der Landesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros NRW (LaS NRW) bei der Umsetzung Ihrer Ideen zu Rate zu ziehen.


Um den ersten „Anpack“ für die Umsetzung Ihrer Ideen zu organisieren, haben wir Ihnen Tipps und Tricks in dieser und den weiteren Arbeitshilfen zusammengestellt. Sei es, Sie möchten ein Erzählcafé organisieren, sich mit einer Gruppe Gleichgesinnter engagieren, Ihre bereits laufende Arbeit durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit optimieren oder durch die Akquise neuer Mittel Ihr Vorhaben auf neue Füße stellen - zu mehreren Themen haben wir Ihnen Nützliches und Wissenswertes zusammengestellt und hoffen, Ihnen und Ihrer Gruppe einige helfende Hinweise zu geben.


Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erfolg bei Ihrem Projekt.


Ihr Team der LaS NRW



PS: Wir sind jederzeit für weitere Ideen und Verbesserungsvorschläge dankbar.

Schreiben Sie uns einfach an info@senioren.nrw oder rufen Sie uns an.

Inhalt

1. Einführung

2. Ehrenamtliche gewinnen 

3. Lob und Anerkennung - „Gut gemacht!“ 

4. Weiterbildung als Schlüssel zum Erfolg

5. Versicherungsschutz für Ehrenamtliche 

6. Aufbau einer ehrenamtlich geführten Gruppe

7. Quellenangaben

8. Weitere Links zum Thema

1. Einführung

Im Jahr 2014 waren 43,6 Prozent der Bevölkerung Deutschlands ab 14 Jahren (30,9 Mio. Menschen) freiwillig engagiert. (Freiwilligensurvey 2014).


Zudem gibt es viele, die im Moment noch nicht engagiert sind, sich aber gut vorstellen können, bald eine freiwillige Tätigkeit zu übernehmen. Gründe für dieses große und jährlich wachsende Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement sind die Freude an einer sinnvollen Beschäftigung, das Bewusstsein, etwas für andere tun zu können, und auch ein damit verknüpftes gesellschaftliches Ansehen.


Heute bezeichnet man das Ehrenamt auch als Freiwilligenarbeit oder bürgerschaftliches Engagement. Wie es auch genannt wird

- stets geht es darum, sich einzusetzen und mitzuwirken, teilzuhaben und mitzugestalten. Die Tätigkeitsfelder sind unerschöpflich und der Ideenreichtum der Menschen, wie man sich mit anderen zusammentun kann, um ein gemeinsames Ziel in Angriff

zu nehmen, ist beeindruckend und bewundernswert.


Für ein Gemeinwesen wie eine Stadt, eine Einrichtung oder ein Projekt ist das Engagement der Bürgerinnen und Bürger von unschätzbarem Wert. Das Ehrenamt ist somit für die Aktiven selbst, für die Menschen, denen die Arbeit zu Gute kommt, und für die Gesellschaft als Ganzes eine große Bereicherung.


Ein aktueller Trend ist dabei, dass sich die Freiwilligen heute oft nicht mehr über Jahre an eine ehrenamtliche Tätigkeit binden möchten, sondern zeitlich begrenzte Aufgaben bevorzugen, wie z.B. die Mitwirkung in einem sozialen Projekt.


Die Gründe für die Aufnahme eines ehrenamtlichen Engagements können sehr unterschiedlich sein, z.B.:


  • „Ich habe nach der Berufstätigkeit eine neue Aufgabe gesucht.“
  • "Ich wurde persönlich angesprochen.“
  • „Bei mir hat eine Zeitungsanzeige mit der Überschrift ‚Ehrenamt gesucht‘ das Interesse geweckt“.
  • „Ich habe mit kleinen Dingen angefangen und bin langsam reingewachsen“.


Menschen suchen im Ehrenamt also:


  • sinnstiftende Tätigkeiten für Geist und Vitalität
  • Gemeinschaftserleben und Erfahrungsaustausch
  • lebensnahe fachliche Qualifizierung
  • Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung
  • Zeitsouveränität im eigenen Tagesablauf
  • öffentliche Beachtung und soziale Anerkennung
  • klare Strukturen in zwischenmenschlichen Bereichen.

2. Ehrenamtliche gewinnen 

Sicher haben Sie schon einmal gedacht, dass Sie in Ihrer Einrichtung viel mehr anbieten könnten, wenn Sie mehr und vielleicht auch jüngere Mitstreitende hätten. Für die Gewinnung und die Einführung von Ehrenamtlichen in eine Tätigkeit möchten wir Ihnen mit dieser Broschüre eine Hilfestellung geben.


Wenn man Ehrenamtliche gewinnen möchte, sind vor allem drei Fragen entscheidend:


  • Was suchen Menschen im ehrenamtlichen Engagement? - Motivation und Erwartung
  • Wen wollen wir erreichen - wie und für welche Aufgabe? - Zielgruppe und Strategie
  • Wie sind die Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche bei uns? - Struktur und Kultur


1. Wenn man Ehrenamtliche gewinnen möchte, sollte man sich zuerst vergegenwärtigen, was die Menschen im freiwilligen Engagement suchen. Was treibt sie an, aktiv zu werden? Vielleicht hilft es, sich dazu einmal zu überlegen, wie man selbst zu seinem freiwilligen Engagement gekommen ist.


In einem Workshop zum Thema „Gewinnung von neuen Ehrenamtlichen“ wurde zunächst einmal die Frage gestellt „Was war mein persönlicher Startschuss in mein freiwilliges Engagement?“


2. Jüngere Ehrenamtliche sprechen Sie am besten durch interessante Themen an. Bieten Sie doch eine neue Gruppe für die Generation 50+ an, die z.B. miteinander wandert, gemeinsam Sudoku-Rätsel löst - oder sich einer sozialen Sache widmet, wie z.B. Märchen im Kindergarten vorzulesen. Auf einen Aufruf in der Zeitung melden sich bestimmt jüngere Ehrenamtliche, die Lust haben, eine neue Gruppe zu leiten. Schwierig ist es, jüngere Ehrenamtliche in eine jahrelang bestehende Seniorengruppe zu integrieren, da Interessen und Bedürfnisse der verschiedenen Generationen oft unterschiedlich sind.


3. Neue aktive Menschen beleben die Einrichtung und bringen Ideen und „frischen Wind“ mit. Versuchen Sie über gezielte Öffentlichkeitsarbeit, Zeitungsanzeigen und Zeitungsberichte, Flyer und die eigene Homepage, sowie durch persönliche Ansprache in Ihren Veranstaltungen, neue Ehrenamtliche zu werben. Für den Einstieg ist oft eine themenbezogene und zeitlich begrenzte Aufgabe sehr attraktiv. Die Belastung darf am Anfang nicht zu hoch sein. Weiter locken eigene Entscheidungskompetenzen oder Entwicklungsmöglichkeiten - wie eine „Karriere“.


Dadurch wird deutlich, dass eine Mitgestaltung in der Einrichtung möglich ist. Außerdem hilft ein gutes Image Ihrer Einrichtung, so dass andere sagen: „Da möchte ich auch mitmachen!“ 


4. Wenn ernsthaftes Interesse geweckt ist, wird eindeutig geklärt, wer welche Aufgaben übernimmt. Überlegen Sie gemeinsam, wie die Aufgaben verteilt werden, so dass sich niemand benachteiligt oder überfordert fühlt.


5. Zu Anfang der Arbeit der Ehrenamtlichen steht eine ehren- oder hauptamtliche Ansprechperson für Fragen und Probleme zur Verfügung.


6. Wenn eine Person neu in eine Einrichtung kommt und dort arbeiten möchte, wird Sie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgestellt. Eine Vorstellung gibt den neu gewonnen Ehrenamtlichen das Gefühl, gut angenommen zu sein und nun dazu zu gehören. Gibt es Teamsitzungen, werden die „Neuen“ auch eingeladen. Vielleicht führen Sie regelmäßige Besprechungen der Haupt-, Neben- und Ehrenamtlichen ein?


7. Eine weitere Unterstützung ist der regelmäßige Austausch mit anderen Ehrenamtlichen. In der Gruppe bekommt man neue Anregungen und kann auch selbst über Erfolge oder auch Probleme berichten. Richten Sie z.B. einen Freiwilligenstammtisch ein! Dieser kann auch verschiedene Begegnungsstätten oder Träger zusammenführen. Zu Themen, die alle interessieren, können auch einmal Referentinnen und Referenten eingeladen werden. 

3. Lob und Anerkennung - „Gut gemacht!“ 

Sicherlich hören Sie auch selbst gern mal ein Lob, wenn Ihnen etwas gut gelungen ist, oder?

Genauso geht es den Ehrenamtlichen. Auch sie freuen sich über Lob und Anerkennung für ihre freiwillige Arbeit.


Über einen Blumenstrauß freut man sich natürlich immer, aber auch andere Formen der Anerkennung können genutzt werden.


Alle haben etwas davon, wenn die Gruppenleiterinnen oder Gruppenleiter an einer Tagung zu interessanten Themen teilnehmen können. Möglichkeiten der Weiterbildung werden auch im nächsten Punkt näher beschrieben. Das namentliche Erwähnen in der Zeitung erfüllt gleich zwei Funktionen: Die Engagierten werden lobend hervorgehoben und bilden zugleich positive Vorbilder, die vielleicht den Leserinnen und Lesern des Artikels Lust machen, es ihnen gleich zu tun und sich ebenfalls zu engagieren.

4. Weiterbildung als Schlüssel zum Erfolg

Eine Weiterbildung für Ehrenamtliche sollte so themenbezogen wie möglich sein. Achten Sie also bei der Auswahl darauf, dass die Ehrenamtlichen in ihrem persönlichen Bereich gefördert werden. Sie können sich bei der Stadt oder bei Weiterbildungsträgern wie der VHS und der Familienbildungsstätte Informationen und Angebote über mögliche Fortbildungen einholen. Vieles findet sich auch im Internet.


Im Folgenden stellen wir einige mögliche Themen für Weiterbildungen etwas ausführlicher vor. Weitere Beispiele für Weiterbildungen im Ehrenamt, die auf bestimmte Aufgaben bezogen sind, können sein: Wohnberatung, Öffentlichkeitsarbeit, Umgang mit Menschen mit Demenz.

Miteinander reden, Gespräche führen, Konflikte klären

Um eine Gruppe zu leiten, ist es gerade im ehrenamtlichen Engagement wichtig, verbindliche, zielgerichtete und erfolgreiche Gespräche zu führen. In jeder Gruppe können immer wieder Spannungen entstehen, die durch gezielte Strategien vermieden oder entspannt werden können. Eine Fortbildung zu diesem Thema ist für alle Ehrenamtlichen eine Bereicherung.

Rhetorik – die Kunst der Rede

Für ehrenamtliche Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter spielen ein sicheres Auftreten sowie reden, präsentieren, überzeugen und sich darstellen zu können, eine große Rolle.


In einem Seminar zu diesem Thema werden die Grundlagen der Rhetorik und der Kommunikation vermittelt und ihre konkrete Anwendung geübt. Sie hinterfragen mögliche Ursachen von Ängsten, Redehemmungen und Lampenfieber und arbeiten theoretisch und praktisch an Lösungsstrategien.

Reden schreiben – Zuhörer erreichen - kompetent und kreativ

In einem solchen Kurs lernen die Teilnehmenden die wichtigsten Schritte zum Verfassen einer gelungenen Rede kennen.


Mit Hilfe kreativer Schreibtechniken finden sie zündende Ideen, treffende Worte, interessante Inhalte - und kommen leicht in ein fließendes und ausdrucksstarkes Schreiben. Stilmittel werden besprochen, Checklisten helfen beim Vorbereiten und Recherchieren und es bleibt genügend Zeit zum eigenen Schreiben.

5. Versicherungsschutz für Ehrenamtliche 

Absicherung von Ehrenamtlichen über Versicherungsverträge des Landes Nordrhein-Westfalen


Haftpflicht-Sammelversicherung

Viele ehrenamtlich und freiwillig Engagierte üben ihre Tätigkeit außerhalb von rechtlich selbstständigen Organisationen aus. Dies können beispielsweise Initiativen oder Selbsthilfegruppen ohne Vereinsstatus sein. Für diese Engagierten hat das Land eine Haftpflicht-Sammelversicherung abgeschlossen. Die Versicherung gilt auch für die ehrenamtliche Tätigkeit, die von Nordrhein-Westfalen ausgehend in einem anderen Bundesland oder im Ausland ausgeübt wird, z.B. bei Freizeit- oder Hilfsmaßnahmen. Der Versicherungsschutz besteht, auch wenn für das Ehrenamt eine Aufwandsentschädigung gezahlt wird.


Wichtig: Nicht versichert ist die Organisation oder Gemeinschaft, für die das Ehrenamt erbracht wird und auch nicht Betreute oder Teilnehmende an Veranstaltungen, die selbst nicht ehrenamtlich tätig sind.


Unfall-Sammelversicherung

Die Landesversicherung schützt alle ehrenamtlich Tätigen in Nordrhein-Westfalen. Versichert ist auch die ehrenamtliche Tätigkeit, die von hier ausgehend in einem anderen Bundesland oder im Ausland ausgeübt wird. Der Schutz umfasst auch die direkten Wege von und zu den Einsätzen.


Wenn Engagierte gesetzlich unfallversichert sind und/oder über ihre Trägerorganisation privatwirtschaftlicher Unfall-Versicherungsschutz abgeschlossen wurde, besteht der Unfall-Versicherungsschutz des Landes nachrangig. Fällt die Leistung der Unfallversicherung eines Trägers geringer aus als die der Landesversicherung, wird der Unterschiedsbetrag ausgeglichen. Die Leistungen der Landesversicherung werden zusätzlich zu denen einer privaten Unfallversicherung eines Engagierten erbracht.


Quelle: Versicherungsschutz, Engagement-Portal des Landes Nordrhein-Westfalen (Abruf am 18. November 2023)

6. Aufbau einer ehrenamtlich geführten Gruppe 

Oft kommt es vor, dass in einer Gruppe eine Idee entsteht, was man noch alles gemeinsam unternehmen könnte, und welche neuen Gruppen noch entstehen könnten. Nun kommt die Frage auf, wer ehrenamtlich bereit ist, diese Gruppe zu leiten. Vielleicht hat die Person, die die Idee hatte, z.B. eine Wander- oder Radfahrgruppe zu gründen, Lust sich in das Thema einzuarbeiten und die Wanderungen vorzubereiten. Falls dies nicht der Fall ist, können Sie über einen Hinweis in der Zeitung dazu aufrufen, sich bei Ihnen zu melden.


Hierbei ist es wichtig, dass das Thema an erster Stelle steht und die Personen die Möglichkeit haben mitzugestalten. Gerade bei der Umsetzung neuer Ideen ist dies ein wichtiger Faktor; denn wer möchte schon gerne in einem fertigten Projekt arbeiten?


Vielleicht kennen Sie auch jemanden aus Ihrem Bekanntenkreis, der schon öfter Wanderungen oder Fahrradtouren geplant hat. Vielleicht ist diese Person bereit, die Gruppe am Anfang zu unterstützen, so dass sie irgendwann alleine weiter machen kann. Oft ist es hilfreich, wenn man zu zweit die Verantwortung übernimmt, so fällt es leichter, die Aufgaben zu bewältigen.



Wenn die Gruppe dann „laufen gelernt“ hat, ist oft zu beobachten, dass Gruppenmitglieder sich selbst einbringen und reihum Aufgaben übernehmen. Es muss nicht immer nur eine Person das „Zepter in der Hand halten“. Lesen Sie dazu auch unsere „Arbeitshilfe zur Gruppengestaltung“. Oft reicht es, den Stein irgendwo ins Wasser zu werfen. Er zieht dann seine Kreise und zieht schnell andere Leute mit. Versuchen Sie es! Probieren Sie es aus!

7. Quellenangaben

  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2016): Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014.
  • Simonson, J., Vogel, C., Tesch-Römer, C. (2016) (Hrsg.) Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014. Berlin: DZA

Engagementstrategie des Bundes

(Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)


Engagementstrategie für das Land Nordrhein-Westfalen

Landesservicestelle für bürgerschaftliches Engagement

Ehrenamtskarte NRW

Versicherungsschutz

(Engagement-Portal des Landes Nordrhein-Westfalen)


Freiwilligenagenturen in Nordrhein-Westfalen

(Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen in Nordrhein-Westfalen)


Freiwilligenagenturen

(Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V.)


Bundesnetzwerk bürgerschaftliches Engagement

Woche des bürgerschaftlichen Engagements

(Bundes­netz­werk Bürger­schaft­li­ches Enga­ge­ment)


Wegweiser Bürgergesellschaft

(Stiftung Mitarbeit)


Freiwilliges Engagement

(Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V.)

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